Gymnasium „In der Wüste”
Schülerbegleitung, Begabungsförderung, MINT-EC-Schule, Europaschule, Musikprofil, Sportfreundliche Schule

Herbstakademie 2017

23.Oktober 2017 Die Sommerferien sind vorbei, die Schule geht schon wieder viel zu lange, aber Gott sei Dank sind ja schon bald wieder Herbstferien. Doch da gibt es ein paar Begeisterte, die drei Tage ihrer Herbstferien in der Universität und Hochschule Osnabrück verbringen. Pünktlich in den letzten drei Wochentagen der Ferien startete am Mittwoch den 11. Oktober 2017 um 9:00 Uhr die 16. Herbstakademie.

Obwohl, gestartet war diese ja eigentlich schon einige Zeit früher, nämlich am 12. September, mit einem ersten Kennenlernen innerhalb der einzelnen Kurse sowie einem großartigen Vortrag des Ko-Präsidenten des CLUB OF ROME Prof. Dr. Dr. h. c. Ernst Ulrich von Weizsäcker. Er referierte über Umweltprobleme, sowie ihrer facettenreichen Entstehung und darüber wie wir nachhaltig mit Ressourcen umgehen können damit die Menschheit und unser Planeten eine Zukunft hat. Es war ihm besonders wichtig, gerade uns junge Menschen für seine Mission „Unterwegs in eine enkeltaugliche neue Aufklärung 2.0“ zu gewinnen.

Anhand des neuen Buches des CLUB OF ROME, das von dessen Mitgliedern, Experten aus verschiedensten Bereiche, verfasst wurde, wies er auf schwerwiegende Probleme unserer Gesellschaft hin. Den Schwerpunkt legte er auf die längst überholte Aufklärung des 18. Jahrhunderts. Er verwies auf neue, an nachhaltiger Erdpolitik orientierte, Aufklärungsansätze, die in dem Buch beschrieben sind. Der Titel dieses Buches „Wir sind dran“  spiegelt dann auch zum einen unser aller Verantwortung für die von ihm behandelten Themen wider, da viele heutigen Trends eben nicht nachhaltig sind. Zum anderen weist der Titel auf die Dringlichkeit für ein Umdenken hin und fordert zum sofortigen Handeln auf. Das wichtigste Grundprinzip sei laut Weizsäcker die Balance. Im Anschluss an seinen Vortrag folgten eine Diskussion und eine Fragenrunde mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Herbstakademie.

Prof. Dr. Dr. h. c. Ernst Ulrich von Weizsäcker (Foto: Carina Sander, SFZ)

Nach dieser besonderen Auftaktveranstaltung wurde dann in den Herbstferien innerhalb der verschiedenen Kurse wissenschaftlich gelehrt, geforscht, beurteilt und optimiert. (vgl. Homepage, Linkliste: Begabungsförderung, Herbstakademie Osnabrück, Kursplanung)

So wurde im Kurs Genetik vor allem experimentiert und geforscht. Im experimentellen Lernlabor des Fachbereichs Biologie am Campus Westerberg der Universität standen dafür die Räumlichkeiten und alle Materialien zur Verfügung. Unter wissenschaftlicher Leitung von PD Dr. Jahreis beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit den Themengebieten genetische Schalter, Laktoseintoleranz, Wirkungsweise von Antibiotika, Resistenzen gegen Antibiotika und genetische Fingerabdrücke. Zu jedem dieser Themen wurden Versuchen durchgeführt und dabei die praktische Arbeitsweise der Biologie kennengelernt.

Da die Versuche zeitlich aufwändig waren, weil z.B. Bakterien über Nacht vermehrt werden mussten, wurden die verschiedenen Versuche zeitversetzt durchgeführt. Dazwischen wurde die dazugehörige Theorie erarbeitet und Bezüge zur alltäglichen Lebenswelt hergestellt. Besonders das Anwenden von Methoden klassischer biologischer Laborarbeit war sehr interessant, da dies im schulischen Rahmen nicht möglich ist. Abschließend waren einige in ihrem Studienwunsch bestärkt, andere hatten sich wissenschaftliches Arbeiten anders vorgestellt. Alle waren sich einig, dass dies ein sehr spannender Kurs war.

Untersuchung mutierter Bakterienstämme, Luka und Alicia
Herstellung laktosefreier Milch, Yara und Tasnem

Auch im Kurs Lebensmittelwissenschaft forschten die Schülerinnen und Schüler in erster Linie praktisch. Sie stellten selber Apfelsaft her und analysierten diesen.  Am ersten Tag wurde nach einer kurzen Verkostung der verschiedenen Apfelsorten eine eigene Mischung zusammengestellt. Nach dem Waschen und Sortieren der Äpfel wurden diese zerkleinert und anschließend ausgepresst. Um den Apfelsaft haltbar zu machen wurde dieser anschließend kurz erhitzt und abgefüllt. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer durften einen 5 Liter Behälter mit nach Hause nehmen.

In der zweiten Phase ging es dann um die Analyse des selbst hergestellten Apfelsaftes. Dabei wurden unter anderem der Säure-, Glucose- und der Vitamingehalt untersucht. Im molekularbiologischen Labor lernten alle außerdem Verfahren zum Nachweis von Genen im Apfelblatt kennen. Am Ende wurde eine Apfelsaftblindverkostung durchgeführt und der eigene Apfelsaft nach einem offiziellen Prüfverfahren mit dem Siegel DLG Silber bewertet.

Etwas technischer war es im Kurs Verfahrenstechnik. Hier beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Methoden der Wasseraufbereitung. Darunter zählen unter anderem das Belebtschlamm- und das Membranverfahren. Zur Überprüfung der Qualität des Wassers vor bzw. nach der Durchführung der Methode wurden verschieden Werte, wie der CSB- oder PH-Wert gemessen.

Verfahrenstechnik Wasserreinigung
Verfahrenstechnik Wasserreinigung
Verfahrenstechnik Wasserreinigung

Der Kurs Robotik beschäftigte sich mit Thymios. Thymios sind kleine fahrfähige Roboter, die über eine Vielzahl von Sensoren verfügen und die auch untereinander kommunizieren können. Untersucht wurden Schwarmverhalten, der schwere Zuganfall am Clayton-Tunnel in Großbritannien und der Bau eines Rasenmähroboters.

Ein Roboter zum Rasenmähen? Das ist gar nicht so einfach, denn Roboter sind aus technischen Gründen nicht in der Lage exakt geradeaus zu fahren oder Bereiche hinter Hindernissen zu erreichen. So beschäftigte sich eine Gruppe damit, wie man Roboter möglichst effizient und zufällig über eine Fläche fahren lassen kann. Dabei startet der Roboter an einem beliebigen Punkt der Fläche und fährt solange geradeaus, bis er auf ein Hindernis oder die Begrenzung der Rasenfläche trifft. An dieser Stelle wendet er in einem beliebigen Winkel und fährt erneut geradeaus. Der Roboter überfährt dabei manche Flächen allerdings mehrmals und andere kaum, was das Verfahren ineffizient macht.

Zur Optimierung wurde dabei mit mehreren Robotern auf einer Fläche gearbeitet. Gemessen wurde das Ergebnis an fotografischen Aufnahmen unter Langzeitbelichtung, auf denen zu erkennen war, welche Flächenteile der Roboter erreicht hatte.

Informatik : Langzeitaufnahmen der Thymioroboter
Informatik : Langzeitaufnahmen der Thymioroboter

Doch auch für die weniger naturwissenschaftlich begeisterten Schülerinnen und Schüler mangelte es nicht am Angebot der Kurse. Sogar ein Kurs, der Technik und Ethik miteinander verband, erweiterte dieses Jahr das Angebot der Herbstakademie.

Im Kurs Experimentelle Ethik wurden die Vor- und Nachteile der neuartigen Technologie der autonomen Mobilität analysiert. Dabei wurden vor allem die Folgen der Technologie für das alltägliche Leben heiß diskutiert. Wer leidet unter der Entwicklung, was birgt sie für Vorteile? Doch noch wichtiger: Wie soll ein Auto sich in Situationen verhalten in denen ein Schaden an Personen oder Sachgegenständen unausweichlich ist? Und würden diese autonomen Autos nicht auch den sowieso schon enormen Handel mit Daten stärken? Der Kurs stellte sich zudem der Frage inwiefern die Freiheit des Menschen durch ein selbstentscheidendes Fahrzeug eingeschränkt wird. Doch was ist denn überhaupt Freiheit? Und in welchen Fällen ist sie überhaupt von Relevanz?

Ob historisch oder politisch aktuell, auch hier wurde geforscht und analysiert. Ob Werkstofftechnik, soziale Arbeit oder bildende Kunst, jeder fand hier irgendetwas, wenn nicht sogar mehrere Themen, womit er sich gerne drei Tage beschäftigen wollte. So kamen auch sprachenaffine Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht zu kurz.

Im Rahmen des Kurses ,,Amerikanistik" ging es intensiv um Themen: Fake News, Twitter und Trump. Zudem befassten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausführlich mit professionellem Journalismus und dessen Richtlinien, sowie ethischen Normen. Um die Ergebnisse dieser ausführlichen Recherchen präsentierfähig und zusammengefasst wiedergeben zu können, wurde auf Grundlage verschiedener amerikanischer TV-Shows ein Skript zu einer eigenen "Morningshow" entwickelt.

Mit der Geschichte der eigenen Heimatstadt beschäftigte sich der Kurs Geschichte, genauer gesagt mit der Reformation in Osnabrück, natürlich anlässlich des Lutherjahres und 500 Jahren Reformation. Der Verlauf, sowie die Besonderheiten wurden im Zusammenhang mit einzelnen prägnanten Ereignissen herausgearbeitet und analysiert. So unterscheidet sich die Reformation in Osnabrück durch einen unregelmäßigen und nicht vorher bestimmbaren Verlauf, sowie einem ausgeglichenen Ende zwischen katholisch und evangelisch von den Reformationen in anderen Städten.

Neben der wissenschaftlichen Forschung stand natürlich auch das Dokumentieren und Präsentieren innerhalb der Kurse auf der Tagesordnung. So erstellte jeder Kurs einen zirka vierseitigen Bericht über seine Arbeit. Zirka einen Monat nach der Herbstakademie werden dann die Ergebnisse vor allen anderen Kursen präsentiert, ob per Power Point oder als kleines Theaterstück, blieb jedem Kurs wie immer freigestellt.

So wurde es doch wieder deutlich, dass es sich jedes Jahr lohnt, in den Herbstferien drei Tage an in der Universität und Hochschule Osnabrück zu verbringen, denn alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer blicken auf lehrreiche und schöne Tage zurück!

Text: Lena Küter Luks

Teilgenommen haben: Yara Abou Younes, Marie Beckmann, Sophie Beckord, Malte Busmann, Alicia Daelken, Luca Gerres, Enrica Harting, Hannes Hollen, Tasnem Koukeh, Jan Küter-Luks, Lena Küter-Luks, Friederike Luedtke, Lucia Mack, Justus Morich, Greta Piefke,  Lotta Piefke, Hannah Poetter, Sally Riek, Franka, Rolfes, Yannik Schmidt, Jamila Usselmann, Yannis Vierkoetter, Julius Walkenhorst, Dörthe Winkler, Lisa Wolf

Hier noch einige Impressionen in Bildern