Gymnasium „In der Wüste”
Schülerbegleitung, Begabungsförderung, MINT-EC-Schule, Europaschule, Musikprofil, Sportfreundliche Schule

Osnabrücker Schüler schauen Ratsmitgliedern über die Schulter

26. Oktober 2017 (NOZ) 85 Schüler haben sich angemeldet, 60 konnten berücksichtigt werden - das Osnabrücker Projekt "Kommunalpolitik in die Schulen", kurz KidS, erfreut sich auch bei seinem 28. Durchgang großer Beliebtheit. Mannaza Ali ist 15 Jahre alt und weiß ganz genau, wo in dieser Stadt der Schuh drückt, weil es irgendwie ja auch sein ganz persönlicher ist. "Vor allem in der Schulpolitik gibt es viel zu tun", sagt der Schüler der Bertha-von-Suttner-Realschule. Ihn nerven die maroden Sporthallen, aber auch der oftmals unschöne Zustand der Schultoiletten. Ali nimmt nach eigener Aussage am KidS-Projekt teil, weil er sich für Politik interessiert und weil er sehen will, wie das System Kommunalpolitik funktioniert. 

Über 1000 Schüler 

Dazu wird er in den kommenden Wochen ausreichend Gelegenheit haben, denn wie auch seine 60 Mitstreiter ist der 15-Jährige eingeladen, an Ausschuss- und Ratssitzungen teilzunehmen sowie den Damen und Herren seiner Fraktion bei ihren Treffen über die Schultern zu schauen. Ali ist der SPD zugeteilt und konnte bei der Begrüßung schon mal deren ehrenamtlichem Bürgermeister Uwe Görtemöller bei der Arbeit zusehen. Görtemöller kam nämlich die Aufgabe zu, die Schüler im Friedenssaal des Rathauses zu begrüßen. Bei KidS gehe es darum, junge Leute an die Politik heranzuführen, so der SPD-Politiker. Dies tue die Stadt nun sehr erfolgreich seit 2001. Über 1000 Schüler hätten in den vergangenen 16 Jahren bereits hinter die Kulissen der Kommunalpolitik geschaut. "Das ist eine schöne Bilanz", so der Bürgermeister. "Sie lernen die Fraktionen kennen und nehmen an den Sitzungen der Ausschüsse und auch des Rates teil", blickte Görtemöller nach vorn. Dabei könnten die Schüler lernen, wie schwierig es manchmal sei, in einer Demokratie eine Lösung zu finden. "Man kann es nie allen recht machen", sagte er. Aber: "Wir entscheiden über unser ganz persönliches Umfeld." Themen wie der Neumarkt, der Schlossgarten, der Theaterumbau oder auch der VfL stünden in der Kommunalpolitik auf dem Plan. "Ich komme aus Sachsen-Anhalt und bin gespannt zu erfahren, wie es hier in Niedersachsen läuft", sagt Bente Lasse (16) vom Graf-Stauffenberg-Gymnasium. Sie beschreibt sich als generell politisch interessiert und freut sich auf die Zusammenarbeit mit ihrer Fraktion, den Grünen. Einen Blick in die Landes- und Bundespolitik wirft Philipp Bohme vom Ratsgymnasium. "Ich stehe hinter den Aussagen der CDU", sagt der 15-Jährige, der auch "seiner" Partei zugeteilt wurde. 

Das Jamaika-Bündnis im Bund werde klappen, "auch wenn es schwierig ist", wohingegen er an eine Große Koalition in Niedersachsen so recht nicht glauben mag. Nele Falkenreck von der Ursulaschule ist 14 und erwartet vom KidS-Projekt, mehr über die Abläufe in der Kommunalpolitik erfahren zu können. Aufmerksam gemacht worden ist sie auf die Aktion von ihrer Politiklehrerin. 18 Schüler hatten sich an der Ursulaschule für KidS angemeldet. Nele ist eine von zehn, die per Losverfahren in den kommenden Wochen teilnehmen dürfen.

Losverfahren 

"Wir mussten wieder einigen absagen", bedauerte René Fischer, Politiklehrer am Gymnasium "In der Wüste". Er dankte dem Rat, der den Schülern die Möglichkeit gebe, demokratische Prozesse live zu erleben. "Ihr sollt die Themen zurück in die Schulen tragen", gab er gleichzeitig den Schülern mit auf den Weg. Direkt im Anschluss an den Empfang begann für die Schüler der Einstig in die Politik. Im Ratssitzungssaal bekamen sie eine Einführung in die Kommunalpolitik. 

Text: Dietmar Kröger, Fotos: Egmont Seiler 

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