Gymnasium „In der Wüste”
Schülerbegleitung, Begabungsförderung, MINT-EC-Schule, Europaschule, Musikprofil, Sportfreundliche Schule

Literatur und Kopfkino: die Lesung zum Ersten Weltkrieg

Anspruchsvolle, ja durchaus schwere Kost servierten am Freitag, dem 13. November 2015, vier Schülerinnen und vier Schüler der 12. Jahrgangsstufe den erwartungsvollen Gästen in der gut gefüllten Schulaula. Unter der Regie von Herrn Burkhard Imeyer, der auch Texte, Bilder und Lieder gekonnt auswählte und zu einem beeindruckenden Kaleidoskop von Eindrücken, Schlaglichtern, Assoziationen und Emotionen verwob, schafften es Amrit Bains, Jelena Bohne, Mia Gillenkirch, Saskia Huwe sowie Marius Borchert, Alexander Dück, Nico Kurland und Anton Stratmann in einem etwa neunzigminütigen Vortrag nicht nur, die gebannt lauschenden Zuhörer in das Nacherleben einer vergangenen Epoche eintauchen zu lassen, nein, sie WURDEN zwischenzeitlich zu den Personen, deren Erlebnisse sie wiedergaben. Seit Beginn der Sommerferien hatten die Schüler sich zuerst privat eingelesen und mit den einzelnen Rollen auseinandergesetzt, ehe sie dann in diesem Schuljahr wöchentlich montags nach acht Stunden Unterricht noch zwei bis drei Stunden gemeinsam übten.

Vorgetragen wurden überwiegend Romanauszüge, Tagebuchaufzeichnungen, Liedtexte und Gedichte aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, vor allem Texte aus Peter Englunds „Schönheit und Schrecken“ – unter anderen mit Tagebucheinträgen von Elfriede Kuhr – und Paul Coelestin Ettighofers „Gespenster am Toten Mann“. Aber auch Ausschnitte aus Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ fehlten nicht, während ein Zitat aus Hitlers „Mein Kampf“ zur Kapitulation die düstere Nachwirkung dieser „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ und dessen langfristige Konsequenz 21 Jahre später bedrückend orakelte.

Lieder wie die „Wacht am Rhein“ oder „In der Heimat, in der Heimat, da gibt’s ein Wiederseh'n“ hallten noch – durchaus hoffnungsvoll und trotzig - nach, als Elfriede Kuhr die an- und abschwellend vorbeifahrenden, kaum endenden „lazarettzüge – Lazarettzüge – LAZARETTZÜGE – Lazarattzüge – lazarettzüge“ vor dem inneren Auge des Publikums als unheilvolle (Vor-) Boten des allgegenwärtig werdenden Todes heraufbeschwor.

Diese Veranstaltung war mehr als eine Lesung, durch multimedialen Einsatz von Musik, Text, Bild und Ton wurden die beeindruckendsten Aspekte dieser Welten zusammengeführt und alle Sinne angesprochen, mehr als das ein Film oder ein Buch alleine leisten könnten. Diese Lesung war in ihrem Aussagewert so dicht, die Szenen- und Perspektivwechsel (Ostfront / Westfront / „Heimat“) so schnell und überraschend, dass am Ende alle Beteiligten sichtbar erschöpft, aber auch sehr beeindruckt wie aus einer Trance „erwachten“.

Das Ende ließ keinen Spielraum für Spekulation: Die Vortragenden beendeten diese Reise in die Geschichte mit einer eindrucksvollen Warnung vor Kriegshetze und Militarismus sowie einem Appell für Frieden und Freiheit gemäß dem Aphorismus von Schiller: „Das eben ist der Fluch der bösen Tat, dass sie, fortzeugend, immer Böses muss gebären.“ - und wie aktuell DIES immer noch ist, bekamen wir alle später an diesem Abend ja angesichts der Nachrichten aus Paris leider wieder vor Augen geführt.

Wir bedanken uns bei allen Beteiligten, bei Frau Imeyer für die gekonnte Zusammenstellung und Regie der Bilder, bei den Schülerinnen und Schülern für ihr großes Engagement, beim Medienzentrum Osnabrück für die bereitgestellten Materialien, bei Frau Derkes für die Einladung von Herrn Imeyer und Begleitung des Projektes, bei allen Gästen für die Spenden und die besondere Atmosphäre und vor allem bei Herrn Imeyer selbst, der mit seiner Begeisterung und seinem Elan alle mitriss und zu Höchstleistungen führte.