Gymnasium „In der Wüste”
Schülerbegleitung, Begabungsförderung, MINT-EC-Schule, Europaschule, Musikprofil, Sportfreundliche Schule

Exkursion der Geschichtskurse GE 12, 16 und 22 zur Gedenkstätte Augustaschacht

18. Mai 2018 Ausgesprochen gerne besucht die Fachgruppe Geschichte Erinnerungsorte und Gedenkstätten in unmittelbarer Nähe, um einerseits Inhalte des Geschichtsunterrichts zu konkretisieren und anderseits die regionalen Angebote durch unsere Besuche bekannt zu halten und zu unterstützen. Eine Exkursion zur Gedenkstätte Augustaschacht gehört deshalb zur regionalen Veranschaulichung des Themas „Flucht und Vertreibung im Umfeld des Zweiten Weltkriegs“ in Jahrgang 11. Die Kurse unter erhöhtem Anforderungsniveau haben begleitend zum Kursunterricht gemeinsam einen Vormittag in der Gedenkstätte Augustaschacht verbracht und dabei nicht nur ihre Kenntnisse zum Thema Zwangsarbeit im nationalsozialistischen Deutschland, sondern auch zum Thema Geschichts- und Erinnerungskultur vertieft. Neben einem Vortrag über die Lebensgeschichte eines ehemaligen Zwangsarbeiters gehörten eine Führung über das Lagergelände sowie eine Erkundung der Ausstellung in Kleingruppen zum sorgfältig vorbereiteten und gestalteten Besuchsprogramm.

Zur Zeit des Nationalsozialismus befand sich im bzw. am Pumpwerk Augustaschacht zuerst ein Kriegsgefangenenlager, 1944 kam ein von der Gestapo Osnabrück überwachtes Arbeitserziehungslager für Zwangsarbeiter hinzu. Dieses diente der Disziplinierung von aufsässigen oder „ungenügend fleißig arbeitenden“ Zwangsarbeitern aus anderen Lagern.

Nach der Begrüßung durch Dr. Michael Gander, den Leiter der Gedenkstätte, erhielten die in zwei Gruppen aufgeteilten Kurse in Vorträgen zu Zeitzeugen und Opferbiographien (Igor Rudtschin bzw.  Marc und Jan Edelstein) einen vertieften Eindruck in den Alltag im Kriegsgefangenenlager.  Im Anschluss daran gab es interessante, eindrücklich gestaltete Führungen, die immer wieder die vorher besprochenen Themen, die Biographien und das Vorwissen der Schüler verknüpften.

Auf dem Gelände waren noch die Fundamente von Nachbargrundstücken und -gebäuden, des Lagertores sowie der Latrinen zu sehen. Außerdem führten Herr Dr. Gander und seine Kollegin Frau Dr. Ute Vergin über den ehemaligen  Exerzierplatz des Lagers und erklärten das Leben und die Schicksale von Häftlingen und Wärtern im Augustaschacht (und danach).

Abschließend erforschten die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen die Geschichte des Gebäudes, der Wärter und der Gefangenen. Durch die vielen Fragen, die große Motivation und das unersättliche Interesse der Schülerinnen und Schüler haben wir unsere Besuchszeit deutlich überschritten und am Ende leider nicht mehr sehr viel Zeit gehabt, alle gut aufbereiteten und präsentieren Arbeitsergebnisse ausgiebig zu besprechen und zu würdigen. Ein paar (angefangene) Bilder sind diesem Bericht angehängt, ein Ausschnitt eines angefertigten Briefes sei hier zitiert:

"Lieber Anonymus, ich muss dir mal etwas erzählen. Ich habe heute die Gedenkstätte Augustaschacht besucht und was ich dort erlebt habe, muss ich unbedingt loswerden. Zuerst haben wir uns einen Vortrag angehört über Marc Edelstein und seinen Bruder Jan Edelstein. Allein dieser Vortrag trübte die Stimmung sehr stark. Das waren Momente, in denen erzählt wurde, wie junge Männer ohne einen besonderen Grund aus ihrem Leben gerissen wurden und daraufhin immer wieder Misshandlungen erfahren mussten. [...]

Bis zu seinem (Marcs) Tod litt er unter den Ereignissen, die ihm in seinem Leben zugestoßen sind, es war ihm nicht einmal möglich, darüber zu sprechen. Wenn man überlegt, was wir in diesem Alter erleben und was diese beiden erleben mussten, sollten wir uns eigentlich total schlecht fühlen.

Der Alltag der Zwangsarbeiter, Flüchtlinge und Kriegsgefangenen, der uns hier geschildert worden ist, ist kaum in Worte zu fassen und es lässt einem den Atem stillstehen, wenn man überlegt, zu welch grausamen Dingen Menschen damals fähig waren."

Billie M. und Henrik B.

Die beiden Lehrkräfte bedanken sich bei den Mitarbeitern der Gedenkstätte für die umsichtige Planung des Besuchs und die geduldige, kompetente Moderation sowie bei den Schülerinnen und Schülern, dass sie diesen Tag dazu genutzt haben, wozu er gedacht war, und für ihr deutliches Interesse und Verständnis dieses Themenkomplexes.

Corinna Neugebauer und Thomas Allewelt