17. Februar 2017 - Da konnte ein Lateinlehrer einmal seine vorlaute Klappe nicht halten und hat von einem Theaterprojekt erzählt, welches er während seines Referendariats mit einer Lateinlerngruppe erarbeitet und aufgeführt hat [Programmheft]. Schon hat die Fachkonferenz Latein diesen Beitrag aufgegriffen und als mögliches Pilotprojekt angestoßen. Besagter Lehrer, der dies ja eiiiiiiigentlich nur als Idee beitragen wollte, fand sich alsbald mit der Gründung und Zusammenstellung einer Latein-Theater-AG betraut wieder. Die Arbeitsgemeinschaft sollte testweise zuerst einmal für ein Jahr von Februar 2016 bis Januar 2017 laufen. Aus der Erfahrung heraus stand fest, dass für die Erarbeitung, Einübung und Realisierung mindestens zehn Schülerinnen und Schüler nötig sein würden. Über das zu spielende Stück, die äußere Form, die Thematik und die Aufführungssprache war noch gar nicht gesprochen worden.
Dazu gab es verschiedene Möglichkeiten. Es wäre etwa möglich gewesen, einen bekannten Sketch wie etwa „Dinner for one“ (cena uni parata) auf Latein zu spielen. Aber wäre das zufriedenstellend gewesen? Zwar kennt jeder die Geschichte, aber eine lateinischsprachige Aufführung wäre wohl doch etwas begeisterungsarm geblieben, sowohl für die Schauspieler aus den Klassen 6 und 7 als auch die Zielgruppe (Klasse 4-7). Aus diesen und anderen Überlegungen heraus wurden mehrere Forderungen an das zu spielende Stück aufgestellt: Es sollten möglichst viele mitmachen können, es sollte eine Komödie, also lustig sein, es sollte überwiegend auf Deutsch gespielt werden, der Zuschauer sollte sich aber dennoch in die Antike zurückversetzt fühlen und schließlich durfte alles nicht zu aufwändig und zu lang werden.
Ich stellte daraufhin den Schülern die Verwechslungskomödie „Menaechmi“ des römischen Komödiendichters Plautus vor, die zum einen leicht verständlich und kurz ist und zum anderen durch den Einsatz zeitgenössischer Gipsmasken die Mehrfachbesetzung der Rollen erlaubt. Die mit den Schülern erörterte Entscheidung fiel fast einstimmig für die Menaechmi. Noch vor den Sommerferien 2016 hatten wir die Rollen verteilt und ich eine etwas modifizierte Variante des Stückes übersetzt. Alle Schüler, die mitspielen wollten, waren sich bewusst, dass wir uns gemeinsam auch um das Bühnenbild, das Programmheft, die Werbung und die Requisite kümmern mussten.
Bis zu den Sommerferien hatten wir dann bereits einige allgemeine römische Alltagsszenen (Thermen, Kollosseum, Gastmahl etc.) improvisiert und bereits Rollen unseres Stückes verteilt und geprobt. Doch nach den Sommerferien ereilte uns dann der Schock, dass von ehemals neun Schülerinnen nur noch zwei aus der neuen siebten Klasse „treu geblieben waren“. Kurz vor Aufgabe aller Bemühungen fanden wir dann mit den unüberwindlichen Überredungskünsten von Annika und Lea in der Klasse 7e noch Amelie, Nuria und Tabea, die ebenfalls teilnehmen wollten. Hm. Grumpf. Fünf vorpubertäre Siebtklässlerinnen für ein Stück mit neun Rollen und ordentlichem Bastelaufwand zusätzlich, na bravo, die fünf hatten richtig viel Text und Aktionen zu lernen und mussten auch zwischen den Szenen mehrfach Kostüme und Orte wechseln. Aber dann kamen noch Cora, Johanna, Dominik und Felix aus dem Seminarfachkurs von Herrn Lindemann zu Hilfe und die Realisierung des Theaterstückes in fünf Monaten erschien als ein möglicher Silberstreif am Horizont...
Entgegen dem theaterpädagogisch sinnvolleren Weg, die Rollen eingehend zu besprechen und die Charaktere vor der Textorientierung erst einmal kennenzulernen, mussten wir also nach den Sommerferien aus Zeitgründen fast sofort in die Arbeit an den einzelnen Szenen einsteigen. Nach dem Unterricht haben wir uns in den ersten Wochen in der Aula getroffen und uns dort „warmgespielt“. Diese Proben verliefen aufgrund des Zeitdrucks, des oftmals warmen Wetters und der allgemeinen Erschöpfung nach dem Unterricht nicht gerade stressfrei, immer aber motiviert und zielgerichtet. Trotz des zeitweiligen Chaos gelang es uns allen gemeinsam, die Masken, das Bühnenbild und auch die Kostüme zu erstellen, so dass man zuversichtlich auf den nahenden Aufführungstermin blicken konnte. Die Generalprobe mit Kostümen und dem fertigen Bühnenbild verlief wie erhofft problematisch, so dass die Premiere ja gelingen musste.
Am Tag der Aufführung war die Nervosität unter allen Beteiligten groß. Würden Text, Aktionen und Gags die Zuschauer begeistern? Vor der Aufführung haben wir uns zurückgezogen, versucht uns zu beruhigen und uns einzuschwören. Die Unruhe im Raum war mit den Händen greifbar, während sich vor der Tür der Aula schon die ersten Zuschauer versammelten. Um 09.40h begann der Einlass. Von der Aufführung selbst ist wenig zu berichten, wenn man während dieser Zeit Daumen drückend hinter der Bühne sitzt bzw. die „Caupona-Geräusche“ mit Gläsern und Trinkliedern untermalen muss. Tatsache ist jedoch, dass vieles sehr gut aufgegangen ist. Leider aber haben wir die Szenen nicht bis ins Letzte ausgespielt, was dazu führte, dass einige Szenen aufgrund der hohen Sprechgeschwindigkeit etwas unverständlich blieben und wir bereits nach 40 Minuten am Ende waren, während die Durchlaufproben doch weit länger als 45 Minuten gedauert haben. Nichtsdestotrotz meine ich behaupten zu dürfen, dass das Publikum sehr angetan war. Nur schwer sind die Begeisterungsstürme und die Erleichterung hinter der Bühne in Worte zu fassen. Es war grandios!
Auch die beiden folgenden Aufführungen vor den Eltern am Abend und vor den Grundschulen eine Woche später brachten uns viel Freude, und den Zuschauern scheinbar auch. Wir alle brennen auf die kommenden Gelegenheiten, unser Stück vielleicht noch einmal aufzuführen und freuen uns auch schon auf eine Gelegenheit, diese Arbeitsgemeinschaft weiterführen zu dürfen. Vielen Dank noch einmal an alle beteiligten Lehrkräfte für ihre Unterstützung, besonders auch an Herrn Eckey für die Bereitstellung der Kostüme, vielen Dank an alle hilfsbereiten Eltern, vielen Dank an Laura, Lotta und Paul für die kurzfristige, tolle Hilfe, danke, danke, danke an alle!