„Alle Wege führen nach Rom“
- darauf habe ich mich vor dem Beginn der Lateinakademie von young leaders verlassen und machte mich samt Lektüre und Wörterbuch auf den Weg nach Frankfurt. Dort traf ich mich mit den anderen Teilnehmer:innen der Akademie, um gemeinsam in Richtung Rom abzuheben, wo uns schließlich ein Bus zu unserer Unterkunft brachte. Die Villa Palazzola liegt direkt an einem See gegenüber dem Castel Gandolfo, der Sommerresidenz des Papstes, in Rocca di Papa, einem Vorort von Rom. Jedoch sollte mich das nicht stören, da ich direkt mit der wunderschönen Aussicht belohnt wurde, an der ich mich auch die ganze Woche nicht sattsehen konnte.
Am nächsten Morgen begann dann der eigentliche Grund unserer Reise - die Kombination aus Latein und Philosophie. Wir machten uns also, ausgerüstet mit Block, Stift, Lektüre und Worterbuch, auf, um die ersten Einheiten mit Prof. Nicanor Austriaco bzw. Father Nick, wie er genannt wird, zu bestreiten. Und vielleicht fällt ja jemandem bei dem Namen etwas auf? Genau: Die Akademie wurde zum größten Teil auf Englisch abgehalten. Die Einheiten bestanden in der Regel daraus, dass wir einige Articulos der Summa Theologiae von Thomas von Aquin ins Englische übersetzten und dann darüber diskutierten. Thematisch befassten wir uns mit Fragen, wie und ob eine Tat sittlich gut oder schlecht ist, ob es neutrale Taten gibt, wie die Umstände eine Tat verändern oder ob es Gott gibt und wenn ja, wie viele. Bei den tiefgründigen Diskussionen mit den Referenten schweiften wir jedoch teilweise von den (Haupt-) Themen ab und redeten schließlich auch über Geister oder gemeinsames Essen als Grundlage von Gemeinschaft, für alle Lateiner: De gustibus non disputandum erat :) Jedoch waren Prof. Austriaco als auch Prof. O‘Callaghan bereit dafür, auch außerhalb der Einheiten zu diskutieren und sich auszutauschen.
Die ersten zwei Tage verbrachten wir ausschließlich in der Villa, doch mein persönliches Highlight der Woche folgte dann am Mittwoch: der Besuch der Hafenstadt Ostia Antica. Obwohl ich die Stadt und deren Aufbau aus dem Lateinunterricht kannte, war ich vor Ort überwältigt von dem Erscheinungsbild und freute mich, das Theater, die Gräber und das Forum in der Realität zu bestaunen.
Der zweite Ausflug folgte schon am Samstag. Nachdem wir uns durch den italienischen Straßenverkehr gekämpft hatten, standen wir nach ca. 1,5h Fahrt neben dem Circus Maximus. Der Leiter der Akademie, Daniel Böhm, führte uns den ganzen Tag bei strahlender Sonne durch die Stadt und erzählte uns Details über die historischen Gebäude. So sahen wir uns die bekannten Sehenswürdigkeiten wie den Trevibrunnen oder das Colosseum und zahlreiche Tempel und Statuen an und aßen dabei genüsslich ein Eis. Am Nachmittag hatten wir einen Termin in dem Dikasterium für die Glaubenslehre im Vatikan und sprachen mit Prof. Dr. Andrzej Dominik Kucinski, der zu meiner Überraschung der einzige Professor war, der Deutsch konnte, über verschiedene Glaubensbekenntnisse und deren Gemeinsamkeiten. Schließlich durften wir uns auch das Dikasterum anschauen und erhielten nach etwas Überzeugungsarbeit durch einen Hintereingang Zutritt zur Pauluskirche. Am Abend feierten wir mit Prof. Kucinski die Heilige Messe (natürlich auf Latein). Anschließend zeigte er uns ein gutes Restaurant, wo ich das erste Mal original italienische Pizza gegessen hab.
Auch die restliche Woche konnte man sich jedoch nicht über das Essen beschweren, da es jeden Mittag und Abend bei einem Wein ein Vier-/Fünf-Gänge-Menü gab.
Neben den zwei offiziellen Ausflügen machten wir uns an einem Abend zusätzlich zum Castel Gandolfo auf, wo wir leider erst nach 1,5h Wanderung am Straßenrand einer Hauptverkehrsstraße in der Dämmerung ankamen. Der Weg hat sich jedoch definitiv gelohnt, da man eine schöne Aussicht auf ganz Rocca di Papa hatte und wir auch mit sehr gastfreundlichen Italienern in Kontakt gekommen sind.
Am Sonntag hieß es dann jedoch Koffer packen und für die letzten Stunden die Aussicht genießen, bevor es dann wieder zurück nach Deutschland ging. Die Akademie war eine tolle Erfahrung und hat mir gezeigt, dass Latein zwar eine alte, jedoch definitiv keine eingestaubte Sprache ist.
Lena Meineke