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Mehr Latein geht nicht – Die Finalrunde des „Rerum Antiquarum Certamen“

Was hat ein AfD-Tweet mit Ciceros Reden gemeinsam? Hat Trump sich die Propagandatechnik von Kaiser Augustus abgeschaut und wieso befürwortet Seneca den Suizid? Alles Fragen, die man sich im Alltag sicherlich nicht unbedingt stellt, aber sie können trotzdem relevant sein für aktuelle Diskussionen über ethische oder politische Fragen – das musste ich während meiner Teilnahme am Rerum Antiquarum Certamen, einem Altensprachenwettbewerb, überrascht feststellen.

Als ich am ersten Tag der Landesrunde des RAC in Wolfenbüttel unter dem Sonnensegel vor dem Jugendgästehaus stand, hatte ich keine Ahnung, wer und was mich in den drei Tagen der Finalrunde erwarten würde. Umso mehr war ich erleichtert, dass sich mein Vorurteil, mit Ü-60jährigen Juror/-innen und jugendlichen Altsprachen-Nerds drei Tage unter einem Dach leben zu müssen, als absolut unzutreffend herausstellte: Ich traf auf eine Gruppe von elf extrem unterschiedlichen, aber allesamt interessierten und engagierten (Fast-) AbiturientInnen, die in der Vorrunde ebenso wie ich eine Hausarbeit zu einem altphilologischen Thema geschrieben hatten.

Direkt nach unserer Ankunft starteten wir in die erste Diskussionsrunde: Zuerst hielt jeweils ein/e Teilnehmer/-in einen kurzen Vortrag, anschließend diskutierten wir über die Fragestellung, wobei neben Religionskritik und Philosophie auch Grundsatzfragen nach dem Schulsystem und den Problemen der Leistungsgesellschaft auseinandergenommen wurden. Mit den verschiedenen Typen kamen auch sehr verschiedene Ansichten zusammen, wodurch wir einige Diskussionen sogar nach der offiziellen Diskussionsrunde beim Essen oder bei einem Spaziergang durch Wolfenbüttel noch unbedingt weiterführen mussten.

Nach einigen Einzelgesprächen mit den Jurymitgliedern und zwei weiteren anstrengenden Tagen gingen wir schließlich am letzten Abend gemeinsam Burger essen und versuchten auch noch ein Nachtreffen zu verabreden, was sich aufgrund von geplanten Auslandsjahren, Umzugsplänen und Interrailplänen als gar nicht so einfach herausstellte. Bei der Abschlussfeier mit Eltern und einigen Lehrerinnen/Lehrern schließlich wurde der Gewinner des Stipendiums ausgerufen und wir bekamen unsere Urkunden zum Landessieg. Ich gratuliere ihm und gönne ihm den Sieg von ganzem Herzen! Ich selbst habe tolle Leute kennengelernt und der Wettbewerb war mal etwas ganz anderes als der sonst übliche Schulalltag.

Tatsächlich will wohl kaum jemand aus dem Kreis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer später einmal Latein studieren, sondern lieber Naturwissenschaften. Helfen werden ihnen Latein und die Erfahrung dieses Wettbewerbs dabei aber in jedem Fall. Ich bin schon total gespannt, beim Nachtreffen zu sehen, welche Zukunftspläne aufgehen werden.

Klara Schulz, Jg. 12

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